Secondment in Amsterdam und Rotterdam

Unser Bonner Kollege Christian Heider absolvierte ein viermonatiges Secondment bei Loyens & Loeff in Rotterdam und Amsterdam. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen und gibt Einblicke in den Arbeitsalltag in einer niederländischen Großkanzlei.

Flick Gocke Schaumburg: Herr Heider, Sie waren von September bis Dezember 2023 bei Loyens & Loeff tätig. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Secondment zu absolvieren?

Christian Heider: Schon während der Schule und im Studium habe ich längere Zeit im Ausland verbracht und das stets als sehr positiv in Erinnerung behalten. Daher war es mein persönliches Ziel, auch einmal im Ausland zu arbeiten und internationale Berufserfahrung zu sammeln. Da ich mich im Beratungsalltag überwiegend mit grenzüberschreitender Unternehmensbesteuerung und Verrechnungspreisen beschäftige und dies einen intensiven Kontakt mit unseren Partnerkanzleien bedingt, war das Secondment die ideale Möglichkeit, dieses Ziel zu verwirklichen.

"Ich kann ein Secondment uneingeschränkt empfehlen! Es ermöglicht einen Blick über den Tellerrand und stellt einen persönlich vor die Herausforderung, sich an unterschiedlichen Standorten zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen."

Dr. Christian Heider

Wie sah Ihr typischer Arbeitstag aus und was waren Ihre Aufgaben?

Zunächst bin ich typisch niederländisch bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad ins Büro in Rotterdam oder zum Bahnhof gefahren, um von dort mit der – tatsächlich recht zuverlässigen – niederländischen Bahn nach Amsterdam zu pendeln. In der Regel habe ich drei Tage pro Woche in Rotterdam und zwei Tage pro Woche in Amsterdam gearbeitet. Darüber hinaus habe ich im Dezember jeweils eine Woche in den Loyens & Loeff Büros in Zürich und Luxemburg verbracht, um mein Netzwerk auch an diesen Standorten auf- bzw. auszubauen.

Mein Arbeitsalltag war geprägt von wöchentlichen Praxisgruppentreffen, die für mich überwiegend auf Englisch abgehalten wurden. Neben Diskussionen zu aktuellen Entwicklungen (z. B. Vorstellung aktueller Rechtsprechung, Verwaltungsanweisungen) wurden Fälle aus den jeweiligen Teams in der großen Runde diskutiert. Im Rahmen dieser Praxisgruppentreffen und meiner Standortbesuche habe ich eine Reihe von Vorträgen zu aktuellen deutsch-steuerlichen Themen gehalten, um mich hierdurch vielen Kolleginnen und Kollegen bei Loyens & Loeff fachlich vor Ort vorzustellen.

Darüber hinaus konnte ich an einigen Mandantenbesprechungen teilnehmen, bei denen Fragestellungen mit deutsch-steuerlichem Bezug diskutiert wurden. Daneben habe ich meine laufenden Stammmandate bei FGS remote betreut.

Persönliches Netzwerk 

"Die Erweiterung meines persönlichen Netzwerkes erfolgte durch gemeinsame Mittagessen oder bei den wöchentlichen „Get-togethers“, welche freitagabends an der Bar im Büro stattfanden."

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kolleginnen und Kollegen erlebt? Und welche Kontakte konnten Sie knüpfen?

Die niederländischen Kolleginnen und Kollegen haben eine direkte und offene Art, was mir die Integration in die Teams an den verschiedenen Standorten sehr erleichtert hat. Natürlich ist es notwendig, aktiv auf Leute zuzugehen und sich vorzustellen. Daneben habe ich mich auf persönlicher Ebene vernetzt – etwa beim Mittagessen oder bei den wöchentlichen „Get-togethers“ freitagabends an der Bar im Büro, an denen stets viele Kolleginnen und Kollegen teilgenommen haben.

Welche Ratschläge würden Sie Kolleginnen und Kollegen geben, die ebenfalls ein Secondment in Erwägung ziehen?

Ich kann ein Secondment uneingeschränkt empfehlen! Es ermöglicht einen Blick über den Tellerrand und stellt einen persönlich vor die Herausforderung, sich an unterschiedlichen Standorten zu vernetzen und Kontakte zu knüpfen. Für mich war das Secondment zu Loyens & Loeff sehr bereichernd; ich möchte die Erfahrung nicht missen.

Eine gewisse Berufserfahrung halte ich für wichtig, um vor Ort eigenständig arbeiten zu können. In Vorstellungsterminen wurde ich häufig gefragt: „How many years of experience?“ Man wird sicherlich anders wahrgenommen und bekommt mehr Verantwortung übertragen als unmittelbar nach dem Berufseinstieg. Andererseits wird es mit zunehmender Erfahrung schwieriger, sich aus der laufenden Mandatsarbeit zu lösen.

Wie und wann ein Secondment angegangen werden kann, ist letztlich eine individuelle Entscheidung.