Familienunternehmen – Die treibende Kraft der deutschen Wirtschaft?

25.03.2025 | FGS Blog

BMW AG, Volkswagen AG und Würth-Gruppe – große Namen der deutschen Unternehmerlandschaft haben eines gemeinsam: Es sind Familienunternehmen.

In Deutschland sind etwa 2,9 Mio. Familienunternehmen beheimatet, die ca. 90% aller Unternehmen in Deutschland ausmachen. Diese Familienunternehmen generieren rund 55% des jährlichen Gesamtumsatzes und stellen 57% aller Beschäftigungsverhältnisse. 90% der Familienunternehmen sind kleine Unternehmen – häufig aus dem Bausektor oder dem Handel – mit einem Jahresumsatz von unter 1 Mio. EUR.

Bemerkenswert ist aber, dass 46% der Unternehmen mit mehr als 50 Mio. EUR Jahresumsatz und 40% der börsennotierten Unternehmen ebenfalls als Familienunternehmen strukturiert sind, mit steigender Tendenz: Der Gesamtumsatz der 500 umsatzstärksten Familienunternehmen stieg in den Jahren von 2011 bis 2020 von 1.016 Mrd. EUR auf 1.413 Mrd. EUR.

Das Wesen von Familienunternehmen

Die Definition eines Familienunternehmens variiert je nach Perspektive: Aus ökonomischer Sicht zeichnen sich Familienunternehmen durch vier zentrale Merkmale aus:

  1. Familien besitzen die Mehrheit des Kapitals oder der Stimmrechte.
  2. Familien üben maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen aus, z.B. durch Führungstätigkeiten oder Entscheidungsrechte in Gremien.
  3. Das Unternehmen lebt bestimmte Werte und pflegt eine von den Familien geprägte Unternehmenskultur.
  4. Die Familien haben den Willen, das Unternehmens an nachfolgende Generationen weiterzugeben.

Gerade dieser Fortführungswille spiegelt sich auch im nachhaltigen Kurs vieler Familienunternehmen wider. Sie streben regelmäßig ökonomische Nachhaltigkeit an, um den Bestand des Unternehmens als ihr Lebenswerk zu sichern.

Aus juristischer Perspektive spricht man von Familienunternehmen, wenn Familienmitglieder ihre Vermögens- und Unternehmensinteressen in gesellschaftlicher Form bündeln und insbesondere durch ihre Beteiligungen maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmenstätigkeit ausüben können.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass nicht die „Familiengesellschaft“ im rechtlichen Sinne existiert.  Vielmehr stellt das Familienunternehmen einen rechtsformübergreifenden Realtypus dar, der in verschiedenen Rechtsformen auftreten kann. Dieser Realtypus mag zwar von einem gesteigerten Konfliktpotenzial zwischen den (Familien-)Gesellschaftern gekennzeichnet sein. Gleichermaßen ist er aber durch eine stärkere Identifikation der Gesellschafter bzw. Familienmitglieder mit ihrem Unternehmen geprägt.

Familiengeführte vs. familienkontrollierte Unternehmen

Bei Familienunternehmen unterscheidet man sog. familiengeführte Unternehmen von familienkontrollierten Unternehmen: Bei familiengeführten Unternehmen wird der Familieneinfluss durch die Besetzung von Schlüsselpositionen auf Leitungsebene gewährleistet. Nicht zwangsläufig besitzen Familienmitglieder hier die Stimmmehrheit. Demgegenüber hält die Unternehmerfamilie in familienkontrollierten Unternehmen mehr als 50% der Stimmrechte und übt so unmittelbar die Kontrolle über wesentliche Entscheidungen aus.

Fazit

In Deutschland prägen große, börsennotierte Familienunternehmen die Wirtschaft, während in Italien zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen dominieren. Beide teilen den Wunsch, ihre Unternehmen über Generationen hinweg fortzuführen. Der Fokus auf nachhaltiges Wachstum, moderne Unternehmensführung und Internationalisierung sind ebenso wichtige Themen wie der Generationenwechsel. Das „Recht der Familienunternehmen“ knüpft dabei im Wesentlichen an gesellschafts-, erb-, steuer- sowie familienrechtliche Fragestellungen an.

Dabei haben Familienunternehmen in beiden Ländern spezifische Herausforderungen aufgrund des jeweils vorherrschenden Rechtsrahmens zu meistern.

Dieser Beitrag ist Teil einer mehrsprachigen Blog-Serie über deutsche und italienische Familienunternehmen, die in Zusammenarbeit mit Valentina Dragoni und Martino Liva von Cappelli Riolo Calderaro Crisostomo Del Din & Partners entstanden ist. Erfahren Sie mehr über die Besonderheiten italienischer Familienunternehmen – wahlweise auf Italienisch oder Englisch.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit unserem wissenschaftlchen Mitarbeiter Tobias Marstaller entstanden.